Käseherstellung kostet viel Energie
Milchverarbeitung ist eine energieintensive Angelegenheit. Man braucht sowohl Wärme für die Produktionsprozesse als auch Kälte für die Lagerung.

Nutzung erneuerbarer Energieressourcen
Wir wollten weitgehend unabhängig von nicht erneuerbaren Energien werden. Beim fälligen Umbau der Käserei haben wir ein neues Energieversorgungssystem etabliert, das viele Ressourcen nutzt. Sonnenkraft, Erdwärme, Abwärme der Kühlräume und sogar die Wärme der frisch gemolkenen Milch. Weil nicht alle verfügbare Wärme oder Kälte sofort verbraucht werden kann, ‚parken‘ wir sie mit Hilfe eines Erdregisters im Boden und ziehen sie bei Bedarf ab.

Wie es vorher war
Früher haben wir in der Käserei die Milch mit Gas erhitzt. Für die Kühlung von Milch und Milchprodukten haben wir Wasser verwendet. Besonders der hohe Wasserverbrauch war für uns problematisch, weil der Randen zu den niederschlagsärmsten Gebieten der Schweiz zählt und Wasser für uns ein kostbares Gut ist. Wir brauchten ein neues, nachhaltiges Energiekonzept.

Sonne und Erde
Heute gewinnen wir die Energie für die Käserei aus einer Hybrid-Solaranlage, die neben Strom auch Warmwasser produziert. Weitere Energie liefert das Erdregister, ein im Boden verlegtes System aus mit Wasser und Frostschutzmittel gefüllten Rohrschlangen. Dieses nimmt sowohl mittels eines Erdregisters Erdwärme auf, kann aber auch überschüssige Wärmeenergie aus dem Betrieb vorübergehend speichern.

Kuhwärme
Selbst die 20 Milchkühe steuern mit ihrer Körperwärme Energie bei. Ihre frisch gemolkene Milch kommt zum Auskühlen in den speziell konstruierten ‚Pasteur‘, die Käsewanne. Die überschüssige Wärme wird dort von der Wärmespeicherflüssigkeit im Wannenmantel aufgenommen. Den Pasteur haben wir nach unseren Vorstellungen fertigen lassen (Konstruktionszeichnung).

Gesteuerter Wärme-und Kältefluss
Eine komplexe Systemsteuerung veranlasst, dass die Wärmepumpe Energie je nach Bedarf in Kälte oder Wärme umwandelt und an die betreffenden Systemmodule abgibt. Unsere Kühlräume werden durch ein Schlauchsystem im Boden durch die Steuerung auf die gewünschten Kühltemperaturen gehalten. Die Schlauchmatten, die wir in den Wänden der Käserei verlegt haben, dienen der Wandbeheizung. Die warmen Wände sorgen für angenehmes Raumklima und verhindern die Schimmelbildung in meist feuchten Produktionsräumen.

Die Systemsteuerung
Dank der Systemsteuerung können wir den Pasteur auch per Zeitschaltuhr in Betrieb nehmen. So wird z. B. nachts die Milch in der Käsewanne auf 80 °C erhitzt und danach wieder heruntergekühlt. Pünktlich zu Arbeitsbeginn hat sie dann genau die Temperatur, die wir für die Verarbeitung brauchen. So können wir am Morgen gleich mit der Zugabe von Lab oder Joghurtkulturen beginnen. Das spart Zeit und macht die Produktion zusätzlicher Chargen möglich. Die Steuerung ist auch über ein Smartphone von auswärts aus bedienbar.

Entwicklung und Realisierung
Inspiration für das neue System kam von Martin und Christoph Hümbelin vom Gitzberghof in Rohr. Herman und Odin haben zusammen mit Roman und Manfred Lutz von der Firma Lutz Bodenmüller AG die Idee weiterentwickelt und Pläne für die Anlage erstellt. Realisiert wurde das Projekt mit viel Eigenleistung und in Kooperation mit lokalen Fachfirmen. Die Heizungs-, Sanitär- und Solaranlage machte die Lutz Bodenmüller AG, Beringen. Die anspruchsvollen Bodenbelagsarbeiten erledigte für uns Heidi und Ruedi Marti aus Wuppenau. Die Kältetechnik installierte die Firma A.  Dietrich AG aus Beringen. Die Steuerungstechnik entwickelte Odin, Elektroinstallateur, Tüftler und der Zweitjüngste unserer vier Söhne, zusammen mit Robert Brünnimann der Löhninger Firma Moser Elektro AG. Die Anlage wurde am 21. Juni 2015 mit einem ‚Tag der offenen Tür‘ der Öffentlichkeit vorgestellt.

Das Ergebnis
Das ganze Bauprojekt hat ingesamt fast 4 Jahre gedauert. Die grosse Herausforderung war, in dieser Zeit den Käsereibetrieb am Laufen zu halten. Das war nicht immer einfach, aber es ist uns gelungen. Heute sind wir sehr froh, dass wir das Experiment gewagt zu haben und nun über eine nahezu energieautonome Käserei verfügen.

Nominierung für den IBK-Nachhaltigkeitspreis
Unsere Betriebsgemeinschaft wurde 2015 vom Kanton Schaffhausen für den Nachhaltigkeitspreis 2015 der Internationalen Bodenseekonferenz IBK nominiert. Der Preis wird an Wirtschaftsbetriebe in der Bodenseeregion vergeben, die in den drei Nachhaltigkeitsdimensionen Ökonomie, Ökologie und Soziales aktiv sind und einen eigenständigen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten.

Fotos
Die Fotoserie links dokumentiert den Umbau der Käserei und die Einrichtung des neuen Energiesystems. Wenn Sie auf ein Bild klicken, werden die Fotos vergrößert und Sie können die Bildunterschriften lesen.

Eine Fotoserie von der neuen Käserei finden Sie hier.